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Zell

Die sogenannten „grünen Kader“ waren die Vorboten des Widerstands gegen das Naziregime. Es handelte sich dabei um Burschen, die sich der Einberufung in die deutsche Wehrmacht entzogen oder desertierten. Die größte Gruppe in Kärnten stammte aus Zell und Umgebung. Unter ihnen befanden sich die Brüder Olip sowie die drei Brüder Pavel, Feliks und Ludvik Malle aus Zell-Oberwinkel. Gemeinsam mit Pavel Kelih und Jožef Malle aus Zell-Oberwinkel flüchteten sie am 6. Dezember 1939 nach Jugoslawien. Bald folgten ihnen die Waldarbeiter Albin Užnik, Peter Kelih, Janko Kelih und Maks Olip, und weitere Burschen aus den Bleiburger Dörfern, aus Ebriach, Lobnig, Kühnsdorf und Eberndorf.
Der Großteil der Flüchtlinge sammelte sich vor dem Aprilkrieg mit Jugoslawien in Ljubljana. Nach dem Zusammenbruch des jugoslawischen Heeres zogen sie sich für einige Tage auf die Šmarna gora zurück. Von dort führte sie der Weg nach Kamnik, wo sie sich mit anderen Kärntnern trafen, die ebenfalls in die heimischen Wälder zurückkehren wollten. Dies gelang ihnen in den Tagen darauf, indem sie über die Žerjavova planina nach Zell hinüberstiegen. Hier richteten sie sich Verstecke in den heimischen Wäldern ein: in Ebriach, auf der Koschuta und in der Umgebung von Zell. Das waren jene Menschen, mit denen die slowenische nationale Befreiungsbewegung im Jahre 1942 engen Kontakt aufnahm. Die Anklageschrift gegen die Zellaner, Ferlacher und Eisenkappler Aktivisten führt zum Beispiel an, dass die „Deserteure und andere Banditen einander oft beim Jernej Oraže trafen, nach den Tagebuchaufzeichnungen von Thomas Olip über 30 Mal“.

„Deserteure und andere Banditen“

Auf dem Friedhof von Zell sind dreizehn Einheimische (zwölf Männer, eine Frau) begraben, die wegen der Zusammenarbeit mit den Partisanen zum Tode verurteilt und am 29. April 1943 in Wien enthauptet wurden. Zwei Erinnerungstafeln an der Vorderfront der alten Kirche enthalten ihre Namen:

Olip Tomaž, geboren am 15. 12. 1913;
Olip Micka, geboren am 28. 3. 1913;
Oraže Jakob, geboren am 17. 7. 1902;
Oraže Jernej, geboren am 12. 8. 1902;
Oraže Janez, geborn am 12. 5. 1925;
Županc Miha, geboren am 31. 8. 1909;
Dovjak Ivan, geboren am 12. 8. 1905;
Gregorič Franc, geboren am 1. 10. 1901;
Kelih Florijan, geboren am 30. 4. 1908;
Kelih Urh, geboren am 22. 6. 1912;
Pristovnik Franc, geboren am 30. 7. 1910;
Pasterk Jurij, geboren am 12. 4. 1903
und Weinzierl Franc, geboren am 19. 9. 1912.

Beide Erinnerungstafeln werden durch die Inschrift verbunden: „Sie legten ihr Opfer der Heimat auf den Altar“.
Außer den angeführten liegen in Zell noch mehrere andere bekannte und unbekannte Partisanen und Opfer der faschistischen Gewaltherrschaft begraben. Das im Jahre 1971 errichtete Denkmal enthält folgende Inschrift: „Alojz Slak, Ferdinand Roblek, Maks Kelih, Aleš Žagar, Jože Perko, Božo Erjavec, Jože Robič, Jože Kumar und ein unbekannter Partisan“.
Sechs von diesen starben auf der Schaida, zwei in Zell-Oberwinkel. Einige Gefallene wurden von den Angehörigen in Familiengräber umgebettet.
Vor dem Friedshofseingang steht eine steinerne Plastik: eine Partisanin, Sanitäterin, stützt einen verwundeten Kämpfer, mit folgender Inschrift auf dem Sockel: „Ihr gabt euer Leben als Opfer im Kampf für uns!“

Selbsthilfe

Zell spielte in der antifaschistischen Widerstandsbewegung eine herausragende Rolle. Die ersten Partisanenaktivisten kehrten gerade hier zu, und hier findet man auch die frühesten Ansätze einer organisierten Widerstandsbewegung. Im November 1944 ließ sich das Gebietskomitee der Befreiungsfront unter der Koschuta auf dem Tolsti vrh nieder. Dort hielten sich den ganzen Winter über auch das Gebietskomitee der KPS sowie andere Gremien verschiedener politischer Organisationen auf. Das war möglich, weil dieses Zentrum von der gesamten Bevölkerung der „Partisanenrepublik Zell“ behütet wurde. Die Bauern waren eifrige Mitarbeiter der Befreiungsfront, ihre Söhne zum Großteil bei den Partisanen.
Auch eine Partisanenschule gab es in Zell, mit zeitweise über zehn Kindern, weil die hiesige Lehrerin entsprechend dem schulischen Germanisierungsauftrag den Schülern verboten hatte, slowenisch zu sprechen (auf Beschluss des Gebietskomitees der Befreiungsfront wurden überall, wo es möglich war, Partisanenschulen eingerichtet). Das Gebietszentrum unter der Koschuta war „modern“ eingerichtet. Zwei geräumige Baracken mit großen Glasfenstern dienten den Mitgliedern des Gebietsausschusses als Arbeits- und Ruhestätte, zwei waren der Küche bzw. der Wachmannschaft vorbehalten. Ebenfalls unter der Koschuta befand sich ab dem Herbst 1944 das Partisanenspital „Amerika“, wo 15 Kämpfer gleichzeitig behandelt werden konnten. Es war bis zum Kriegsende in Betrieb.

Lage:
Zell liegt hoch über Ferlach, gute zwölf Kilometer von dieser ehemaligen Industriestadt entfernt. Gegen Süden presst sich Zell in das Koschuta-Massiv, in östlicher Richtung liegt der Schaidasattel, die Verbindung nach Eisenkappel.

Lesetipp:
Entner, Brigitte: Kaj Človek vse doživi!/Was der Mensch alles erlebt. Widerstand und Verfolgung in der Gemeinde Zell. Odpor in preganjanje v občini Sele. Mohorjeva/Hermagoras, Celovec/Klagenfurt 2017.